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Avatar von Eugen

Vielen Dank für diesen sehr guten Content. Du schreibst, dass du langfristig lieber in den LQD investierst als in den TLT, da die Rendite viel höher ist. Da gehe ich zu 100% mit.

Aber: Ich investiere aktuell lieber in den TLT statt in den LQD weil der TLT neben der Verzinsung, bei größeren Marktrücksetzern eine überproportional größere Stabilisierung für das Depot bringt. Ein Blick in den Ratio-Chart TLT/LQD zeigt, dass von 2002 - 2020 der TLT besser performt hat und zusätzlich in Krisen ein sehr starkes Peak nach oben gemacht hat gegenüber Unternehmensanleihen. Gerade bei den aktuellen Bewertungen der US-Indizes halte ich einen Hedge in Form von US-Staatsanleihen für sinnvoll. Wie bewertest du das? Ein Jahr wie 2022, in dem Aktien und Anleihen gleichermaßen gefallen sind, sollte nicht die Regel sein :-).

Wenn man allerdings auf einen stärkeren Rücksetzer wartet, dann frage ich mich selbst, wann überhaupt schichte ich um von TLT auf LQD bzw. wann macht der LQD überhaupt Sinn? (Laufzeitthema mal ausgenommen, da LQD eher mit dem IEF zu vergleichen wäre). Dafür habe ich keine richtige Idee. Vielleicht kannst du deine Expertise hierzu einfließen lassen. Ein Szenario hast du ja bereits genannt. "Wenn die USA ihren Schuldenberg und ihr Defizit nicht in den Griff bekommen, könnten langlaufende Staatsanleihen eine höhere Rendite (und damit mehr fallen im Preis) haben als Unternehmensanleihen guter Bonität." Gibt es noch weitere? Schließlich würde ich bei größeren Marktrücksetzern in Aktien umschichten und nicht von TLT zu LQD oder VWOB.

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Avatar von Bennett Heitjan

Moin Eugen!

Du hast recht: Wenn man von einer Korrektur ausgeht, die beispielsweise durch geringes Wachstum ausgelöst wird, dann ist TLT gegenüber LQD definitiv vorzuziehen.

Als Kontext: Letztes Jahr hatte ich vor allem High Yield Bonds (HYG) im Beta-Portfolio, einfach aus dem Grund, dass ich keine Rezession erwartet hatte. Credit hat deutlich outperformt. Jetzt schichte ich langsam von HYG zu LQD um, um mein Portfolio konservativer zu gestalten.

Meiner Meinung nach macht LQD nur dann Sinn, wenn man in den nächsten 12 Monaten keine Rezession und möglicherweise geringere Wachstumsraten am Markt erwartet. Zusätzlich muss man natürlich auch den Gesamtkontext betrachten: Durch meine großen SOFR-Future-Positionen ist mein Rate Exposure bereits sehr hoch. Praktisch handelt es sich um einen gehebelten TLT-Ersatz, auch wenn es einen anderen Punkt auf der Zinskurve betrifft.

Durch den Leverage (z. B. 10 Lots, was $2,5 Millionen notional entspricht) erkauft man sich die Laufzeit. Hätte ich also keine SOFR-Positionen, würde ich wahrscheinlich mehr TLT oder GOVZ halten.

Noch zu den TIPS und deinem zweiten Kommentar: Ähnliches gilt hier. TIPS mit knapp 30 Jahren Laufzeit sind ebenfalls ein TLT-Ersatz – allerdings mit Inflationsschutz. Meiner Meinung nach sorgen Deglobalisierung und geopolitische Spannungen für eine leicht erhöhte (stagnierende) Inflation. Zusätzlich bevorzuge ich Long-Duration-TIPS, da sie eine höhere Realrendite bieten (2 % bei 5Y vs. 2,5 % bei 30Y).

Die langlaufenden nominalen Renditen sind zuletzt stark gestiegen, obwohl die langfristigen Inflationserwartungen (siehe z.B. 5-Year, 5-Year Forward Inflation Expectation Rate) nicht im gleichen Maße mitgestiegen sind. Das macht das Sichern und Kaufen von hohen Realrenditen für mich besonders attraktiv. Die Wertentwicklung ist ähnlich wie bei normalen Anleihen zu betrachten, nur das hier die Realrendite zu betrachten ist (die auch negativ werden kann). Grob: Sinkt die Realrendite um 1% = 30% Profit in den TIPS (bei 30 Jahren Duration). Hier ist dann das Wechselspiel zwischen nominalen Renditen und Inflationserwartungen für die Bepreisung der Realrendite entscheidend (Realrendite = Nominal Rendite (30Y) minus Inflationserwartung).

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Avatar von Eugen

Besten Dank für die schnelle und ausführliche Rückmeldung. Den Gesamtkontext in einem Depot muss man berücksichtigen, das stimmt. Hätte nicht gedacht das du auch bei Anleihen sehr agil unterwegs bist, also letzte Jahr Schwerpunkt in HYG, jetzt LQD, zusätzlich die SOFR Position. Nicht nur agil in der Gewichtung zwischen Aktien und Anleihen, sondern auch zwischen den Anleihe-Produkten in Abhängigkeit zum aktuellen Marktumfeld. Jetzt weiß ich auch, warum ich mich nach 4 Jahren "Börsenerfahrung" weiterhin als Azubi des Marktes bezeichne :-). Deine Grobrechnung zum Verhalten der TIPS hilft beim Verständnis, danke. Das Thema TIPS und Laufzeit muss ich mir nochmal im Detail anschauen und nicht um 2 Uhr in der Nacht. Das Thema muss zu 100% sitzen.

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Avatar von Eugen

Ergänzung zu meinem Beitrag:

Bereits an 2. Stelle stehen bei dir TIPS. Ich habe mir hierzu gerade auch dein youtube Video angeschaut. Was ich nicht ganz verstehe ist die Auswirkung der Laufzeit auf die Wertentwicklung von TIPS-Anleihen. Darauf gehst du im Video auch nicht ein.

Bevorzugst du aktuell Langläufer (30 Jahre) oder Kurzläufer (5 Jahre) und warum?

Meine Meinung: Sollte die Inflation wieder steigen oder wir in eine Deflation abtauchen, müssten kurzläufige TIPS stärker darauf reagieren. Als Inflationsschutz eigenen sich somit Kurzläufer besser. Warum also Langläufer kaufen?

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