Inflationsgeschützte US Anleihen (TIPS) in einer Welt voller Unsicherheiten
TIPS können eine höhere Rendite als normale Anleihen bieten
Heute Abend um 19 Uhr findet nach längerer Zeit wieder eine Auktion für 5-jährige TIPS statt. Obwohl man über Interactive Brokers nicht direkt an Auktionen teilnehmen kann, ist es möglich, die Anleihe einige Tage später zu erwerben.
Was sind TIPS?
TIPS (Treasury Inflation-Protected Securities) sind inflationsgeschützte US-Staatsanleihen, die den Käufern Schutz gegen Inflation bieten. Der Nennwert dieser Anleihen wird an den Verbraucherpreisindex (CPI) angepasst, wodurch sich die Höhe der Zinszahlungen ändert, die auf dem angepassten Nennwert basieren.
Insbesondere für diejenigen, die der Meinung sind, dass die Inflation nicht rasch sinken oder aufgrund geopolitischer Risiken sogar wieder ansteigen könnte, sind TIPS gegenüber normalen nominalen Anleihen vorteilhaft.
Es geht hierbei nicht um eine Entweder-oder-Entscheidung, sondern um eine sinnvolle Ergänzung. Ein Anleihen-Portfolio sollte grundsätzlich diversifiziert sein und sowohl nominale als auch inflationsgeschützte (Staats-)Anleihen aus verschiedenen Ländern (wie den USA, Kanada, Australien, UK und Europa) enthalten.
Historically, global diversification has contributed to higher risk-adjusted returns in fixed income. (PIMCO, CYCLICAL OUTLOOK, OCTOBER 2023)
Wie funktionieren TIPS?
Vereinfacht ausgedrückt lässt sich der feste Zinssatz der TIPS wie folgt darstellen:
Rendite der TIPS = Rendite der nominalen Anleihe - Inflationserwartung
Diese Rendite wird auch als Realrendite bezeichnet und beträgt aktuell für 5-jährige Anleihen 2,57%. Der nachfolgende Chart zeigt, wie außergewöhnlich das aktuelle Niveau im historischen Vergleich ist!
Einige könnten sich dennoch fragen: Warum sollte ich mich mit 2,57% zufriedengeben, wenn ich bei herkömmlichen Anleihen über 5% nominale Rendite erhalte?
Die 2,57% Realrendite erhält man theoretisch, wenn die Inflation (CPI) bei 0% liegt. Das ist jedoch nicht der Fall. TIPS schütten halbjährlich aus und der Nennwert der Anleihe wird aufgrund der Inflation angepasst.
Daraus ergibt sich: Bei einer höheren Inflation (3-4%) über einen längeren Zeitraum können TIPS nominale Anleihen übertreffen. Die langfristige Inflationserwartung liegt übrigens aktuell bei 2,53%.
Daraus folgend würde man jährlich über 5% Rendite erzielen und bei einer Inflationsbeschleunigung vollständig kompensiert werden, wodurch man die Rendite nominaler Anleihen deutlich übertreffen würde. Der tatsächliche CPI wird in den nächsten Monaten natürlich höher ausfallen, als die langfristigen Inflationserwartungen. Bei TIPS wird der ursprüngliche Nennwert (Ausgabe zu $100) regelmäßig an die realisierte Inflation angepasst. Für diesen inflationsangepassten Nennwert wird ein fester Zinssatz gezahlt, der bei der Ausgabe der TIPS festgelegt wird und als Coupon bezeichnet wird. Dieser wird heute Abend voraussichtlich etwa 2,5% betragen. Als Faustregel gilt: Je höher die Inflationserwartungen, desto niedriger der Coupon und umgekehrt. Das hängt natürlich damit zusammen, dass Anleger bei hohen Inflationserwartungen bereit sind, einen niedrigeren Coupon zu akzeptieren, weil sie wissen, dass sie durch die Inflation dennoch kompensiert werden. Allgemein lässt sich aber sagen, dass man mit einem hohen Coupon bei TIPS gut aufgestellt ist.
Beispiel hohe Inflation*
(*Vereinfachte Darstellung, TIPS werden üblicherweise halbjährig angepasst)
Beispiel niedrigere Inflation:
Beide Beispiele illustrieren eindrücklich, wie TIPS auf verschiedene Inflationsraten reagieren. Bei höherer oder gleichbleibender Inflation würden TIPS nominale, "normale" Anleihen deutlich übertreffen. Bei geringer Inflation wäre dies natürlich nicht der Fall, obwohl eine durchschnittliche Rendite von 4,3% p.a. durchaus immer noch attraktiv ist. In einem diversifizierten Anleihen-Portfolio würden normale Anleihen bei niedrigen Inflationsraten hervorragend abschneiden. Daher ist eine ausgewogene Mischung stets empfehlenswert, um sowohl von inflationären Tendenzen als auch von Deflation oder niedriger Inflation zu profitieren.
Was passiert bei starker Deflation?
Obwohl wir momentan weit von einer Deflation entfernt sind, ist es essenziell zu verstehen, wie TIPS in solch einem Szenario reagieren würden. Bei starker Deflation (z.B. infolge eines "finanziellen Unfalls") würde der Nennwert der Anleihe nach unten korrigiert werden. Am Ende der Laufzeit der TIPS erhält man jedoch den ursprünglichen Nennwert zurück. Das bedeutet, unabhängig vom Ausmaß der Deflation ist die Rückzahlung stets der höhere Betrag - entweder die ursprünglichen 100 (im Falle von Deflation) oder der inflationsbedingt angepasste höhere Wert. Dabei bekommt man natürlich durchweg weiterhin seinen halbjährigen, fixen Coupon (z.B. 2.5%) auf den korrigierten Nennwert. Bei TIPS ist es daher ratsam, die Anleihe direkt zu erwerben, statt ein TIPS-Portfolio über einen ETF abzubilden, und diese bis zum Ende der Laufzeit zu halten.
Fazit
TIPS bieten Anlegern einen effektiven Schutz vor Inflation. Mit einer momentanen Realrendite von 2,57% für 5-jährige TIPS sind sie eine attraktive Investitionsmöglichkeit, insbesondere in Zeiten erhöhter Inflationserwartungen. Während sie bei steigender Inflation einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Anleihen bieten, garantieren sie auch bei Deflation die Rückzahlung des ursprünglichen Nennwertes. In einem ausgewogenen Anleihen-Portfolio bieten TIPS eine sinnvolle Ergänzung, da sie vor Inflation schützen und gleichzeitig stabile Erträge gewährleisten.
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