Der 'Fat Pitch': Eine Analyse großer Trades und der Anziehungskraft von US-Staatsanleihen
Stanley Druckenmillers Karriere und der Begriff 'Fat Pitch'
Ich schätze die Vorstellung von großen Trades (Fat Pitch). Dies sind Trades, bei denen das Risiko-Gewinn-Verhältnis fantastisch erscheint und man bereit ist, einen erheblichen Teil seines Portfolios zu investieren.
Ein Paradebeispiel dafür ist sicherlich Stanley Druckenmiller, der im Laufe seiner Karriere immer wieder in der Lage war, große Trades erfolgreich umzusetzen.
Im Jahr der Dotcom-Blase investierte Druckenmiller stark in Technologieaktien und verdiente damit viel Geld. Doch das war nicht sein "fat pitch". Nachdem Druckenmiller seine Anteile verkauft hatte, beobachtete er, wie andere Händler die Technologieblase weiter ausnutzten und deutlich höhere Renditen erzielten als er. Darauf folgte eine der größten Fehlentscheidungen Druckenmillers: Aus Angst, etwas zu verpassen (FOMO), kaufte er erneut Technologieaktien, und zwar genau auf dem Höhepunkt! In den folgenden Monaten verlor er mehrere Milliarden, verkaufte frustriert und niedergeschlagen seine Positionen mit enormen Verlusten (3 Milliarden Dollar in 4 Monaten) und seine Performance für dieses Jahr war ruiniert und negativ. Er wollte aufgeben, nahm sich eine Auszeit von mehreren Monaten und hatte keine Motivation mehr und wollte aufhören.
Nach seiner Auszeit, in der er weder Zeitungen las noch die Börsen verfolgte, setzte er sich wieder an seinen Handelsplatz und bemerkte Folgendes:
Der Aktienmarkt war fast wieder auf seinem Allzeithoch.
Die Renditen der US-Staatsanleihen waren stark gestiegen.
Der Dollar hatte an Wert gewonnen.
Der Ölpreis war gestiegen.
Zusätzlich zu den klaren (widersprüchlichen) Signalen, die er am Markt sah, kontaktierte er all seine Geschäftspartner (Kleinunternehmer) und wurde darüber informiert, dass deren Geschäfte schlecht liefen. Er war nun davon überzeugt (auch weil die US-Notenbank FED weiterhin an ihrer straffen Geldpolitik festhielt), dass die Wirtschaft erheblich nachlassen wird.
Sein "fat pitch": Er investierte 350% (Leverage) seines Fonds in zehnjährige US-Staatsanleihen, wahrscheinlich direkt über Anleihen, Futures und/oder Optionen auf diese Märkte. Zu diesem Zeitpunkt war sein Fonds 18% im Minus. Aber dann ging sein fat pitch auf, die Wirtschaft verlor deutlich an Dynamik, die Renditen der Anleihen brachen ein, seine Anleihen schossen durch die Decke und der Aktienmarkt fiel massiv. Resultat: im vierten Quartal machte er mit den zehnjährigen Anleihen 42%!
Und nun? Wer mir schon länger folgt, weiß, dass ich ein großer Freund von 20-jährigen US-Staatsanleihen bin, die über den TLT ETF abgebildet werden. Seit mehreren Monaten verkaufe ich darauf erfolgreich Optionen und sammle jeden Monat beträchtliche Prämien ein. Eine klassische Long-Positionierung kommt erst ab einem bestimmten Preisniveau in Frage. Ab einem effektiven Kurs von $100 (Ausübungspreis - Prämie) wird TLT für mich persönlich interessant. Hier erhalte ich nicht nur eine Rendite von 4% p.a., sondern diversifiziere zusätzlich mein Portfolio. Zudem kann ich gegebenenfalls Call-Optionen strategisch verkaufen, um auch bei stagnierender Inflation und längeren Seitwärtsphasen einen beträchtlichen Cashflow zu generieren.
Das Kursziel liegt bei $135 innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre (35%, ohne Ausschüttungen und Optionsprämien).
Wie immer hilft es, sich alle möglichen Szenarien vorzustellen, insbesondere im Vergleich zum Leitindex S&P 500.
1. Goldilocks-Szenario (TLT steigt, SPY steigt):
In einem "Goldilocks"-Szenario besteht ein wirtschaftliches Umfeld, das von Wachstum und niedriger Inflation geprägt ist, unterstützt durch eine gesunde Finanzpolitik und -infrastruktur. Dies könnte durch starke Unternehmensgewinne, niedrige Arbeitslosigkeit und stabile Finanzmärkte verursacht werden. In solchen Bedingungen können die Zinsen stabil bleiben oder sogar sinken, was zu höheren Anleiherenditen führt (daher steigt TLT). Gleichzeitig führen die günstigen wirtschaftlichen Bedingungen zu steigenden Aktienkursen (daher steigt SPY).
2. Stagflation-Szenario (TLT sinkt, SPY sinkt):
In einem Stagflation-Szenario tritt ein wirtschaftlicher Abschwung auf, begleitet von hoher Inflation. Ursachen könnten negative Schocks in der Wirtschaft, politische Unsicherheit, Handelskriege oder Ölpreisschocks sein. In diesem Szenario könnten die Anleiherenditen sinken, da die Zentralbank versuchen könnte, die Inflation zu bekämpfen (daher sinkt TLT). Gleichzeitig führen schwierige wirtschaftliche Bedingungen zu fallenden Aktienkursen (daher sinkt SPY).
3. Rezessions-Szenario (TLT steigt, SPY sinkt):
In einem Rezessions-Szenario tritt eine wirtschaftliche Rezession ein, möglicherweise begleitet von Deflation oder niedriger Inflation. Ursachen könnten wirtschaftliche Schocks, Finanzkrisen, hohe Arbeitslosigkeit oder sinkende Unternehmensgewinne sein. In Rezessionszeiten neigen Anleger dazu, in sicherere Anlagen wie Anleihen zu flüchten, was die Renditen drückt (daher steigt TLT). Gleichzeitig fallen die Aktienkurse aufgrund schlechter Unternehmensgewinne und wirtschaftlicher Unsicherheit (daher sinkt SPY).
Ein Szenario, in dem der S&P 500 langfristig steigt und das TLT sinkt, ist schwer vorstellbar. Weiter steigende Zinsen wirken sich in der Regel negativ auf den Aktienmarkt aus, und die ersten Unternehmen müssten beginnen, sich zu deutlich höheren Zinsen neu zu finanzieren.
Risiko ist das, was übrig bleibt, wenn man glaubt, alles andere durchdacht zu haben.
Mein "Fat Pitch" ergibt sich nicht ausschließlich aus dem stark steigenden TLT, sondern vielmehr aus dem Moment, in dem ich das freiwerdende und gestiegene Kapital in einen angeschlagenen Aktienmarkt reinvestieren kann.
Das "Fat Pitch"-Konzept, das wir aus Stanley Druckenmillers beeindruckender Karriere kennen, ist ein starkes Leitbild für meine Investitionsstrategie. Es unterstreicht die Bedeutung eines hervorragenden Risiko-Ertrags-Verhältnisses und die Bereitschaft, in überzeugende Gelegenheiten zu investieren. Ein solcher Trade bietet jedoch keinen Spielraum, um falsch zu liegen. Daher erfordert er ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Offenheit und striktes Risikomanagement. Egal, wie die Märkte sich bewegen, das wahre Risiko liegt darin, Chancen zu übersehen, wenn ich glaube, dass ich bereits alles bedacht habe. Daher bleibt meine ultimative Aufgabe, stets aufmerksam und anpassungsfähig zu sein, um die sich bietenden Gelegenheiten optimal zu nutzen.
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